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Sitex - Textile Dienstleistungen

75 Jahre Sitex

Sitex feiert 75-jähriges Firmenjubiläum

Otto Richtzenhain (1947)Unternehmensgründer Otto Richtzenhain schreckte nicht vor Neuanfängen nicht zurück. Seit den 1920er-Jahren handelte er mit Tabakwaren. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg waren seine Ladengeschäfte zerstört, die Warenlager geplündert. Auch seine Versuche, eine Pilzzucht aufzubauen, scheiterten.

Aber Otto Richtzenhain hielt die Augen auf und stieß auf die alte leerstehende Heereswäscherei am Simeonsplatz. „Waschen? Das kann ja nicht so schwer sein!“, mag er sich gedacht haben. Waschen, Färben oder auch Garne für die Herstellung roter Sisalläufer für die benachbarte Teppichfabrik bearbeiten – gemeinsam mit seiner Frau Alma packte er’s an. Als besagte Teppichfabrik 1949 schließen musste, verloren die noch jungen Simeonsbetriebe ihren größten Kunden. Ein schwerer Schlag. Otto Richtzenhain ließ sich aber nicht Bange machen, erwarb die Konkursmasse und verkaufte viele rote Sisalläufer an seine ehemaligen Gastronomiekunden. Doch Rettung ließ nicht lange auf sich warten, und zwar in Person von Colonel Athur Brind. Der „Laundry Officer“ war auf der Suche nach einem Dienstleister, der die Wäscheversorgung der britischen Rheinarmee sicherstellen konnte. Otto Richtzenhain verstand zwar kaum Englisch, sagte aber höflich „Yes“ und hatte damit, ohne es recht zu ahnen, den größten Wäschereiauftrag an Land gezogen, der bis in die späten 60er Jahre in Deutschland vergeben wurde. Bereits zwei Tage später rollten die ersten britischen Trucks an. Damit die kleine Wäscherei nicht komplett unter Bergen schmutziger Wäsche versank, machten Alma und Otto Richtzenhain in der Verwandtschaft und im Freundeskreis alles mobil, was ein Bügeleisen halten konnte. Die Anfangszeit war eine Herausforderung, doch bald lief alles. Und ganz nebenbei erfand Alma einen Farbbarcode zur Kennzeichnung der Soldatenwäsche. Die Simeonsbetriebe hatten ihre Feuertaufe bestanden.

Von der Lohnwäscherei zum Vollversorger

die schicken grünen Kleintransporter SimeonsbetriebeDurch den Auftrag der britischen Rheinarmee konnten die Simeonsbetriebe schnell wachsen. Doch bei einem Standbein sollte es nicht bleiben. In den 1950er-, 1960er-Jahren entstand ein Service für gutbürgerliche Haushalte von Herford bis zum  Dümmer. Die Haushaltswäsche war das nächste große Geschäft. Eine Produktionshalle wurde gebaut, und es folgten mehr als 30 eigene Läden, in denen die Kundschaft ihre Wäsche abgeben und wieder abholen konnte. Gegen Ende der 60er-Jahre ließ das Haushaltsgeschäft nach, die Waschmaschine machte dem Sitex Geschäftsmodell Konkurrenz. Neue Geschäftsfelder mussten her.

Ottos Richtzenhains Söhne Werner und Arno versuchten, Kliniken von der Idee einer privatwirtschaftlichen Lösung der Wäscheversorgung zu überzeugen. Zeitgleich planten die städtischen Kliniken Wolfsburg und Braunschweig den Bau einer Zentralwäscherei. Und die Brüder hatten ein As im Ärmel: Sie mussten ihre große Wäscherei nur noch an die Bearbeitung der Krankenhauswäsche anpassen. Das Argument zog und die Verträge 1971 mit dem Klinikum Wolfsburg und Braunschweig wurden geschlossen. Noch heute, mehr als 50 Jahre später, sind beide Kliniken immer noch Kunden.

Kurz nach dem Start als Krankenhauszentralwäscherei begründete das Unternehmen einen Miet-Service für gewerbliche Berufsbekleidung. Schwerpunkt der Expansion war seit den frühen 80er-Jahren die Lebensmittelindustrie und der Lebensmittelhandel. Heute umfasst das Programm die ganze Bandbreite an Berufs- und Arbeitskleidung nach HACCP- beziehungsweise IFS Standard für jede Branche. So konnten die Simeonsbetriebe 1980 das erste Krankenhaus in die textile Vollversorgung aufnehmen. Alles, was Krankenhäuser an Textilien brauchten, wurde als Mietwäsche eingesetzt. Wäschestücke und Maschinen konnten so optimal – und umweltschonend – aufeinander abgestimmt und der Einkauf professionalisiert werden. Mit dem Wandel zur Vollversorgung änderte sich auch der Name: Am Markt tritt das Unternehmen seither als Sitex auf. Als Marktführer in Deutschland bearbeitet das Unternehmen mehr als eine Million Teile Berufsbekleidung täglich unter Einhaltung strengster hygienischer Richtlinien.

Wettbewerb und Wachstum

Ein Blick in die Sitex WäschereiEin historisches Ereignis war die Öffnung der deutsch-deutschen Grenze 1989. Und mit ihr eröffneten sich ganz neue Möglichkeiten.

Das Klinikum Braunschweig war im Frühjahr 1990 eine Partnerschaft mit dem Altstadtkrankenhaus in Magdeburg eingegangen. Dessen eigene Wäscherei konnte nach massiven technischen Störungen nicht mehr weiterarbeiten. Das Klinikum Braunschweig bat Sitex auszuhelfen. Von nun an fuhr ein LKW die Magdeburger Wäsche täglich nach Wolfsburg und von dort ging sie dann nach Minden und wieder zurück. Logistisch viel zu aufwendig.

Arno Richtzenhain bemühte sich daher um einen Betrieb in der Region und wurde mit der Wäscherei in Genthin bald fündig. Mithilfe der Techniker aus Minden wurde der Betrieb schnell auf die Bearbeitung von Krankenhauswäsche umgerüstet, die Belegschaft grüppchenweise nach Minden geholt, bei Sitex Mitarbeitern untergebracht und auf die Bearbeitung von Krankenhauswäsche geschult. So konnte die Bearbeitung der Wäsche aus Magdeburg nach Genthin verlegt werden. Rasch konnte Sitex weitere Aufträge aus der Region akquirieren. Zunächst als reine Nachbarschaftshilfe gedacht, machte die Treuhand aber klar, dass nur ein Kauf das Überleben dieses Betriebes sicherstellen würde. Dies geschah im Oktober 1991 durch den neuen Geschäftsführer Stephan Richtzenhain.

Die Folgejahre waren von Umwälzungen in der gesamten Branche geprägt. Nationale und internationale Konzerne kamen auf den Markt und ersetzten die bisherigen mittelständischen Strukturen. Auch die Krankenhauslandschaft veränderte sich: Immer größere Gruppen und Konzerne prägten das Bild. Für Sitex wurde schnell klar: Wir müssen flächendeckend anbieten, und wir müssen wachsen.

Neun weitere eigene Niederlassungen wurden aufgebaut: Lemgo, Köthen, Wildeshausen, Rostock, Rendsburg, Hamburg, Lübben, Porta Westfalica sowie Miltenberg. Letztere gehört zu gleichen Teilen den Unternehmen
Ullmer, Voss und Sitex. Um die ganze Bundesrepublik versorgen zu können, reichte die Expansion allein nicht. Dafür brauchte man Partner. Die Sitex-Gruppe mit insgesamt 15 weiteren Wäschereien wurde gegründet. Die Strategie ging auf: Sitex nimmt eine führende Position auf dem Markt der
textilen Vollversorgung für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen ein. Die Sitex-Gruppe versorgt wesentliche Krankenhausgruppen bundesweit seit vielen Jahren erfolgreich. Geschäftsführer Stephan Richtzenhain verrät das Erfolgsrezept: „Wir sind trotz der erreichten Dimensionen echte Mittelständler geblieben – unbürokratisch, innovativ, technologiebegeistert, ganz nah am Kunden, bescheiden und durch und durch flexibel. Das macht uns so schnell keiner nach.“

Unsere Betriebe 2022

Nachhaltigkeit bei Sitex: Ressourcen schonen und Abfälle vermeiden

Mehrweg statt Einweg: Sitex setzt seit vielen Jahren auf Nachhaltigkeit. Bereits in den ausklingenden 1970er-Jahren begannen die Simeonsbetriebe damit, für ihre Kunden OP-Abdecktücher und OP-Mäntel zu reinigen, zu kontrollieren, zu reparieren, zu OP-Sets zusammenzustellen und zu verpacken. Anfang der 1980er-Jahre wurde das erste Reinraum-OP-Zentrum erstellt. Das Familienunternehmen wurde als Hersteller von Medizinprodukten zertifiziert und stellte auf Hightech-Materialien um: Zunächst kam Gore-Tex zum Einsatz, später Laminate auf Polyurethan-Basis. „Unser Ziel war es schon damals, gemeinsam mit anderen Unternehmen dem Vormarsch der Einwegprodukte im Operationssaal Paroli zu bieten und nachhaltige, sichere und wiederverwendbare Alternativen zur Verfügung zu stellen“, sagt Unternehmenssprecher Moritz Schäpsmeier.

Nach einer von Einwegware geprägten Phase rückt die nachhaltige OP-Vollversorgung aktuell stärker in den Fokus der Gesundheitswirtschaft. Hochwertige Mehrwegartikel übererfüllen selbst höchste Standards und vermeiden tonnenweise Sonderabfall, der verbrannt werden müsste. „Reinigen, aufarbeiten, sterilisieren und hygienisch verpacken – das ist unser Tagesgeschäft.” Gleiches gelte für die Berufsbekleidung für den Lebensmittelgroß- und -einzelhandel. Seit 2015 führt Sitex Textilien für das Gesundheitswesen nicht nur in Baumwolle, sondern in Tencel. Diese aus Cellulose bestehenden Fasern weisen eine hohe Trocken- und Nassfestigkeit auf, sind weich und absorbieren Feuchtigkeit sehr gut. „Wir verwenden Ware aus nachhaltigem Waldbau und Holzabfällen“, sagt Moritz Schäpsmeier. Darüber hinaus hat Sitex Mischtextilien aus Tencel und Ozeanplastik („Sequal“) zu gleichen Teilen im Angebot.

Übrigens: Kleidungs- oder Wäschestücke, die verschlissen sind, wandern nicht in den Abfall, sondern werden zu Putzlappen oder Dämmmaterial für die Autoindustrie verarbeitet. Zudem lassen sich Textilien aus reiner Baumwolle mit modernen Verfahren wieder in ihre Fasern zerlegen, die dann erneut versponnen und verwoben werden können. Das schont wertvolle Ressourcen. Seit 2018 arbeitet Sitex zudem an Textilien aus Tencel, die sich kompostieren lassen. Die Pilotphase läuft.

2021 initiierte Sitex außerdem eine Tagung zur nachhaltigen Ausrichtung des Gesundheitswesen. Im September folgten mehrere hunderte Gäste in Präsenz und über den Livestream den Vorträgen der 1. "Krankenhausmanagement NEU: Nachhaltig, Erfolgreich, Umweltbewusst"-Tagung. Keynote-Speaker Eckhardt von Hirschhausen und ein Dutzend weitere Sprecher aus der Medizin, dem Gesundheitswesen, Wirtschaft und Politik präsentierten ihre Perspektiven auf das Gesundheitswesen und das Verhältnis zur Nachhaltigkeit.

Impressionen aus 75 Jahren Sitex

Redaktion: Harald Fichtner